Waldorfschulen werben gerne damit, dass sie selbstverwaltet seien. Johannes Mosamann sieht sich in diesem Buch (siehe Anmerkung 1) den Selbstverwatlungsimpuls genau an und findet in der Realität der Waldorfschulen viele falsch aufgefasste Gedanken und Traditionen.
Die zentralen Thesen
Bei Selbstverwaltung geht es nach Steiner weniger darum, dass die einzelne Schule sich selbst verwaltet, sondern dass sich das gesamte Geistesleben selbst verwaltet.
Die Befreiung des Geisteslebens war Steiner wichtiger als die Gründung von Waldorfschulen
Steiner ging es sicher nicht darum, an „seiner“ Schule ein effizientes Verwaltungssystem zu etablieren. Genau anders herum: Er drängte auf die Selbstverwaltung des Geisteslebens, und die Waldorfschule war nur als kleiner, erster Baustein gedacht. Falls die Waldorfschulbewegung nicht die entsprechende Strahlkraft entwickeln könne dann sei sie - O-Ton Steiner - „für die Katz“. Selbstverwaltung ist also keine Methode, Selbstverwaltung ist der Zweck. Beim Lesen kann man fast den Eindruck bekommen, dass die Waldorfpädagogik eher einer Nebensache sei.
Bei der gemeinten Selbstverwaltung geht es darum, den Staat aus dem Bildungssystem heraus zu drängen. Nicht weil er an sich schlecht sei, sondern weil er auf dem Gebiet der Bildung ganz grundsätzlich nichts zu suchen habe.
Die Ausführungen sind mit einer umfangreichen Zitatensammlung belegt, welche den größten Teil dieses Buches ausmachen.
Wer dieses Buch gelesen hat, wird einen gewissen Schmerz empfinden, wenn er die real existierenden Waldorfschulen betrachtet.
Übrigens hat sich Mosmann im Kontext dieses Themas in einer anderen Veröffentlichung (siehe Anm. 2) einer ähnlichen Frage gewidmet. Nämlich der, ob die Dreigliederung im Unterricht an Waldorfschulen behandelt werden soll.
(Januar 2025)
Anmerkung 1. „Rudolf Steiner, Was ist eine freie Schule?“ Herausgabe, Vorwort und Kommentar von Johannes Mosmann, Institut für soziale Dreigleiderung. Erhältlich als Buch oder als kostenloser Download hier: http://johannes-mosmann.de/freie-Schule.html
Anmerkung 2: http://www.dreigliederung.de/essays/2013-12-002.html
Alleine schon das Vorwort ist lesenswert, wo es Mosmann gelingt, auf wenigen Seiten die Dreigliederung anschaulich und gut lesbar zu erklären.